Mittwoch, 16. März 2016

Oma „Ilses weite Welt“ mit Sophie Rosentreter in Erfurt



Vielen Dank an Frau Rosentreter für den intensiven und gut nachvollziehbaren Input im Bezug auf den Umgang mit den Betroffenen. Angehörige haben dabei eine wichtige Rolle, sollten aber auch an sich selbst denken, sich nicht überfordern bei dem täglichen Umsorgen ihres Erkrankten.

Eigene Erfahrungen, die Erfahrung anderer (auch Profis) und viele gut gelungene aussagekräftige Filmsequenzen ließen uns eintauchen in Oma „Ilses weite Welt“ und die Möglichkeit der Erkenntnisfindung bei uns Angehörigen. Es gibt immer Möglichkeiten, Menschen mit Demenz ob zu Hause, bei der Tagespflege oder im Heim am Leben teilhaben zu lassen, auch wenn es nur eine kleine sehr begrenzte Welt ist.

„Komischen“  Verhaltensweisen und unverständlichen Aussagen auf dem Grund zu gehen, ist der Erfolgsschlüssel. Das ist für uns Angehörige eine gewaltige Aufgabe. Der Perspektivwechsel zum Betroffenen hin sollte erfolgen. Schöpfen können Angehörige meist durch das Wecken von Erinnerungen bei den Erkrankten. Diese reichen im fortgeschrittenen Stadium meist etwa  nur bis vor das 25. Lebensjahr des Betroffenen zurück, so Frau Rosentreter. Daran bindet sich dann alles, was das Gefühl, Gerüche, Erlebnisse betrifft.
Sich als Angehöriger darauf einzustellen, verlangt einiges ab. Damit erklärt sich z.B. die Frage: Warum erkennt mich mein Betroffener nicht mehr oder will er mich nicht erkennen? Immerhin war ich z.B. noch ein Kleinkind, als meine Mutter in dem Alter war. Wen wundert es, dass sie mich nicht kennt? Natürlich ist das für Angehörige nicht gerade berauschend, festzustellen, dass die eigene Mutter die Tochter oder den Sohn nicht in der heutigen Person sieht, sondern jemand völlig fremden.  Über diese Hürde springen, ist für uns die Herausforderung, nicht auf „Erkennen“ beharren. Es gibt andere Wege der Kontaktaufnahme und der Verständigung. Das konnten wir in mehreren Filmausschnitten sehr eindrucksvoll miterleben. 

Schön empfand ich die Idee der Nutzung des Fernsehers, aber nicht als das Medium mit vielfältigem Unterhaltungsprogramm en masse, sondern der Vermittlung von Ruhe, Zufriedenheit, innerer Einkehr und Sich-Finden. Empfohlen werden Zoo-/Tier-/Naturfilme ohne „Aktion“, Lärm und Farbenexplosionen, unterlegt mit vorzugsweise klassischer ruhig fließender Musik. In ruhiger und farblich abgestimmter Atmosphäre schmeckt dann auch das Essen gut.
Zum Abschluss schnell ein Foto ...
Ich denke, ich sollte mir  von Zeit zu Zeit ebensolche Vorträge wie den von Frau Rosentreter anhören. Viele gute Ideen hatte ich schon mal gehört und dann wiedervergessen. Diese Ideen wiederzubeleben und mir immer mal wieder zu vergegenwärtigen, ist wichtig, um sie weiterzugeben und umzusetzen.

Der letzte Teil des Vortrages berührte ein sehr sensibles Thema: Das Sterben – ein gesellschaftlich gesehen -  sehr schweres Tabuthema.
Ich persönlich empfand den letzten Teil des Vortrages - die Begleitung auf dem letzten Weg bis hin zum friedlichen Einschlafen - besonders eindrucksvoll. Ich war überrascht, dass dieser Gedanke mit eingebracht wurde. Liebe Frau Rosentreter, Sie haben da den Umgang mit einer sensiblen Fragestellung sehr anschaulich und verständlich dargelegt. Vielen Dank auch im Namen unserer SHG Demenz-Pflaster in Erfurt

Danke an den Veranstalter des gelungenen Vortrages der AWO Landesverband Thüringen e.V. !

by petrakoczan

Donnerstag, 3. März 2016

Sophie Rosentreter in Erfurt ...

... der AWO-Kreisverband Erfurt e.V. lädt ein und wir freuen uns über einen interessanten Nachmittag:





"Das ehemalige Model und die MTV Moderatorin Sophie Rosentreter wechselte 2004 hinter die Kamera und produzierte unter anderem Beiträge für SternTV Reportagen, Brisant und Leute heute. 2000 erkrankte Rosentreters Oma, Ilse Bischoff, an Demenz. Nach neun Jahren aufopfernder Pflege starb Omi Ilse im Heim. Auf den Tag genau zwei Jahre später verstarb auch Rosentreters Mutter an Krebs. Zu spät hatten die Ärzte die Krankheit entdeckt, eine
Chemotherapie konnte nicht mehr helfen. Für Sophie Rosentreter ist klar, ihre Mutter starb an der Überforderung der Pflege. Sie und ihre Familie haben Fehler mit fatalen Folgen gemacht. „Heute weiß ich: sich Hilfe zu holen ist ein Zeichen von Stärke, nicht von Schwäche!“


Mit den Schulungen und Filmen von Ilses weite Welt, 2010 von Sophie Rosentreter gegründet, sollen den Betroffenen, Angehörigen und professionell Pflegenden Hoffnung und glückliche Momente geschenkt werden. Sophie Rosentreter hat sich ganz und gar dem Thema Demenz verschrieben und hat hier ihre Berufung gefunden.


Vortragsinformationen „Demenz mit Leichtigkeit begegnen – Betroffene besser verstehen lernen“:


Sophie Rosentreter macht in ihrem Vortrag die Seiten der Betroffenen erlebbar und verständlich. Hierbei geht es um die betroffenen Erkrankten, die betroffenen Angehörigen und die betroffenen professionell Pflegenden.
Über ihre zahlreichen intensiven Erfahrungen nimmt sie Angst vor dem Tod und dem Alter.
Sie gibt Hoffnung durch Rückbesinnung auf das Mitgefühl und die Achtsamkeit.
Sie erklärt verständlich das Wesen der Demenz und zeigt Möglichkeiten auf, wie man neue Wege der Kommunikation gehen kann. Sophie Rosentreters Vorträge sind sehr persönlich, intensiv und dabei ausgesprochen lebensbejahend."

Text und Flyer: mit freundlicher Genehmigung des AWO-Kreisverbandes Erfurt e.V. und Frau Rosentreter

by petrakoczan

Demenz ist wirklich nicht lustig ...

Clown, Copyright by Petra Koczan



Ich selbst bin ein absoluter Realist. Ich mag es aber auch, lustig zu sein, zu blödeln und über mich und andere zu lachen. Ich schreibe meist mit einer humorvollen Note. Das hilft mir, z.B. die Demenz meiner Mutter und die Folgen ihrer Krankheit für mich, seelisch zu verarbeiten. Das ist wie eine Schutzmaske. Die unschöne Fratze der Demenz wird verdeckt und geschönt. Oft ist für mich Humor und Demenz nicht vereinbar. Die Konstellation macht mich nicht glücklich. Die Situation ist viel zu ernst.

Demenz ist einfach nicht lustig für uns Angehörige. Das erfahre ich immer wieder in unserer Selbsthilfegruppe. Wir schütten uns gegenseitig das Herz aus, sprechen über unsere Probleme bei der Bewältigung der Tatsache, dass die Demenz schwer Hand zu haben ist, uns der Sinn nicht nach Lachen und Schenkel klopfen steht, egal ob zu Hause oder im Pflegeheim. Wir können uns mit dem Gedanken trösten, daß es uns nicht allein so ergeht, die Gedankengänge der anderen nachvollziehen, Paralellen entdecken.

Mich überfiel in letzter Zeit eine tiefe Traurigkeit bei dem Gedanken an meine Mutter. Sie lebt seit 2010 im Pflegeheim. Ihre Demenz schreitet fort, mal langsam und bedächtig, mal schnell und ungestüm. In letzter Zeit  ist der Verlauf sehr rasant. Die Folgen und die Möglichkeiten der Handhabung sind entsprechend hart und für mich an manchen Stellen noch unfassbar. Ich habe für meine Mutter die Vorsorgevollmacht. Diese Tatsache stellt mich in letzter Zeit vor viele wichtige notwendige  und schwere Entscheidungen und vor die Frage: Was darf, muss und kann ich verfügen? Ich bin dabei an meine Grenzen und die Grenzen von Ämtern und anderen Personen gestoßen. Aber, meine Entscheidungen waren wichtig für alle Beteiligten.

Manchmal stehe ich sehr allein mit meinen Entscheidungen. Ganz große Fragezeichen erscheinen in meinem Kopf bei neu verordneten oder empfohlenen Medikamenten. Da gibt es auch von Fachleuten nur wenig Feedback, ich fühle den Status des Versuchskaninchens für meine Mutter und mich leicht überfordert. Mir bleiben meist nur Recherchen im Internet, um Notwendigkeiten abzuwägen. Na ja, und im Zweifelsfall gibt es keine neuen Medikamente.

Wie sind Verletzungen am Kopf beim Sturz weites gehend zu vermeiden? Ich habe mich lange gegen einen Kopfschutzhelm gewehrt, da ich diese Maßnahme als unwürdig empfinde.
Leider ist hier der Perspektivwechsel erforderlich, auch wenn mir das nicht gefällt. Meine Mutter trägt seit 6 Monaten diesen Kopfschutz. Ich habe dann noch neben dem krankenkassenfinanzierten Modell ein weiteres Stück gekauft. Der Helm muss auch gewaschen werden. Und ohne Helm geht es nicht – auch nachts.

Wie ist die Nachtaktivität gut in den Griff zu bekommen? Das ist eine Herausforderung höchster Sorte. Entweder Ruhigstellung durch Medikamente oder andere Maßnahmen verfügen, die diese Nachtaktivität zulassen. Meine Mutter war durch diese Nachtaktivität bis vor Kurzem viel gestürzt. Daraufhin wurden, ohne meine Zustimmung, Antidepressiva  verordnet. Diese halfen auch nicht, da tagsüber durch Schläfrigkeit die Sturzgefahr wieder zunahm. Die Medikamente habe ich verfügt, sofort abzusetzen. Ging auch sehr schnell. Die Lösung für die Nacht sieht derzeit so aus:
Es steht ein Niedrigbett zur Verfügung, schon sehr lange Zeit. Die bisherige Sturzmatratze vor dem Bett ist in Absprache mit der Pflegedienstleitung entfernt. Beim nächtlichen Aufstehen aus dem Bett und dem Treten auf der Matratze war der Untergrund zu weich, zu glatt und wackelig. Meine Mutter stürzte auf Grund dieser Tatsache. Desweiteren gibt es ein Nachtlicht im Zimmer zur besseren Orientierung des Nachts im Zimmer. Nun ist seitdem die Sturzgefahr in der Nacht bis auf weiteres minimiert. 

Weitere zukünftige Themen:
Wie kann ich Krankenhausaufenthalte weites gehend vermeiden?
Welche Sparmaßnahmen sind notwendig? Hier bin ich auf sehr viel – für mich durchaus verständlichen - Widerstand gestoßen. 

copyright by petrakoczan




Einladung Veranstaltungen März 2016



Liebe Angehörige, liebe Interessenten!

Wir laden Sie recht herzlich zu unserem Treff im März 2016 ein.

  • Was?  Besuch der Tagespflege DRK-Land, Braunkärschweg 2 in Hochheim, siehe auch Fahr-Info für den Bus (unten), von Haltstelle Ortseingang Hochheim kurzer Fußmarsch in Richtung Ortsmitte, 2. Abzweig Hauptstraße auf linker Seite, mit Auto 1. Abzweig „Am Bache“ und später rechts einbiegen
  • Thema?  Was ist Tagespflege und wie ist alles organisiert?
  •  Wann?   Donnerstag, den 10. März 2016, 16.30-18.00 Uhr
  •  Wo?  Tagespflege DRK-Land, Braunkärschweg 2 in Hochheim
  •  Anmeldung erforderlich bis Montag, den 7. März 2016


Auch noch im März:
Am 15.03.2016 lädt der AWO Kreisverband Erfurt e.V. von 17.00 bis 19.00 Uhr zu Frau Rosentreter, Filmproduzentin von„Ilses Weite Welt“ und Demenz-Lobbyistin, als Vortragende in die Heckenrose, Heckenrosenweg, ein. Das Thema ist „Demenz mit Leichtigkeit begegnen – Die Betroffenen verstehen lernen.“

Ausblick für April 2016:
14. April 2016 – Besuch und Infoveranstaltung beim Pflegedienst „Nemo“ in der Albrechtstraße in Erfurt

Wir bitten um Rückmeldung zur Teilnahme und freuen uns, Sie zu begrüßen.

by petrakoczan