Donnerstag, 3. März 2016

Demenz ist wirklich nicht lustig ...

Clown, Copyright by Petra Koczan



Ich selbst bin ein absoluter Realist. Ich mag es aber auch, lustig zu sein, zu blödeln und über mich und andere zu lachen. Ich schreibe meist mit einer humorvollen Note. Das hilft mir, z.B. die Demenz meiner Mutter und die Folgen ihrer Krankheit für mich, seelisch zu verarbeiten. Das ist wie eine Schutzmaske. Die unschöne Fratze der Demenz wird verdeckt und geschönt. Oft ist für mich Humor und Demenz nicht vereinbar. Die Konstellation macht mich nicht glücklich. Die Situation ist viel zu ernst.

Demenz ist einfach nicht lustig für uns Angehörige. Das erfahre ich immer wieder in unserer Selbsthilfegruppe. Wir schütten uns gegenseitig das Herz aus, sprechen über unsere Probleme bei der Bewältigung der Tatsache, dass die Demenz schwer Hand zu haben ist, uns der Sinn nicht nach Lachen und Schenkel klopfen steht, egal ob zu Hause oder im Pflegeheim. Wir können uns mit dem Gedanken trösten, daß es uns nicht allein so ergeht, die Gedankengänge der anderen nachvollziehen, Paralellen entdecken.

Mich überfiel in letzter Zeit eine tiefe Traurigkeit bei dem Gedanken an meine Mutter. Sie lebt seit 2010 im Pflegeheim. Ihre Demenz schreitet fort, mal langsam und bedächtig, mal schnell und ungestüm. In letzter Zeit  ist der Verlauf sehr rasant. Die Folgen und die Möglichkeiten der Handhabung sind entsprechend hart und für mich an manchen Stellen noch unfassbar. Ich habe für meine Mutter die Vorsorgevollmacht. Diese Tatsache stellt mich in letzter Zeit vor viele wichtige notwendige  und schwere Entscheidungen und vor die Frage: Was darf, muss und kann ich verfügen? Ich bin dabei an meine Grenzen und die Grenzen von Ämtern und anderen Personen gestoßen. Aber, meine Entscheidungen waren wichtig für alle Beteiligten.

Manchmal stehe ich sehr allein mit meinen Entscheidungen. Ganz große Fragezeichen erscheinen in meinem Kopf bei neu verordneten oder empfohlenen Medikamenten. Da gibt es auch von Fachleuten nur wenig Feedback, ich fühle den Status des Versuchskaninchens für meine Mutter und mich leicht überfordert. Mir bleiben meist nur Recherchen im Internet, um Notwendigkeiten abzuwägen. Na ja, und im Zweifelsfall gibt es keine neuen Medikamente.

Wie sind Verletzungen am Kopf beim Sturz weites gehend zu vermeiden? Ich habe mich lange gegen einen Kopfschutzhelm gewehrt, da ich diese Maßnahme als unwürdig empfinde.
Leider ist hier der Perspektivwechsel erforderlich, auch wenn mir das nicht gefällt. Meine Mutter trägt seit 6 Monaten diesen Kopfschutz. Ich habe dann noch neben dem krankenkassenfinanzierten Modell ein weiteres Stück gekauft. Der Helm muss auch gewaschen werden. Und ohne Helm geht es nicht – auch nachts.

Wie ist die Nachtaktivität gut in den Griff zu bekommen? Das ist eine Herausforderung höchster Sorte. Entweder Ruhigstellung durch Medikamente oder andere Maßnahmen verfügen, die diese Nachtaktivität zulassen. Meine Mutter war durch diese Nachtaktivität bis vor Kurzem viel gestürzt. Daraufhin wurden, ohne meine Zustimmung, Antidepressiva  verordnet. Diese halfen auch nicht, da tagsüber durch Schläfrigkeit die Sturzgefahr wieder zunahm. Die Medikamente habe ich verfügt, sofort abzusetzen. Ging auch sehr schnell. Die Lösung für die Nacht sieht derzeit so aus:
Es steht ein Niedrigbett zur Verfügung, schon sehr lange Zeit. Die bisherige Sturzmatratze vor dem Bett ist in Absprache mit der Pflegedienstleitung entfernt. Beim nächtlichen Aufstehen aus dem Bett und dem Treten auf der Matratze war der Untergrund zu weich, zu glatt und wackelig. Meine Mutter stürzte auf Grund dieser Tatsache. Desweiteren gibt es ein Nachtlicht im Zimmer zur besseren Orientierung des Nachts im Zimmer. Nun ist seitdem die Sturzgefahr in der Nacht bis auf weiteres minimiert. 

Weitere zukünftige Themen:
Wie kann ich Krankenhausaufenthalte weites gehend vermeiden?
Welche Sparmaßnahmen sind notwendig? Hier bin ich auf sehr viel – für mich durchaus verständlichen - Widerstand gestoßen. 

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