Ein Gläschen in Ehren …
Alkohol und Demenz ... besteht
da ein Zusammenhang?
Weinprobe oder Lebertest? |
Ein
eindeutiges "Ja" und er heißt Korsakow-Wernicke-Syndrom. Sie haben recht, es klingt schon
wie "Wodka" und "sto-gramm", ist aber lediglich
- Herrn Sergej Korsakow (1854–1900), seines Zeichens Psychiater und Neurologe geschuldet, der "...eine erste detaillierte Beschreibung ...1887 anhand der Untersuchung bei 18 Alkoholkranken als "polyneuritisches anamnestisches Syndrom" veröffentlichte..."(Quelle: Wikipedia) und
- Herrn Carl Wernicke (1848-1905 begraben in Gotha) ebenfalls Psychiater und Neurologe. "Die Wernicke-Enzephalopathie ... ist eine degenerative encephaloneuropathische Erkrankung des Gehirns im Erwachsenenalter. Sie tritt bei Vitamin-B1-Mangel auf. Die Erstbeschreibung geht auf ..."Herrn Wernicke"... zurück, der 1881 eine Studie über hämorrhagische Veränderungen in der grauen Substanz der Mamillarkörper bei drei Alkoholikern beschrieb und dies als Polioencephalopathia haemorrhagica superior beschrieb..." (Quelle: Wikipedia)
Das klingt
hochwissenschaftlich, ist es natürlich auch. Und zeigt, dass die ganze Sache
schon recht lange bekannt ist und erst zur heutigen Zeit mehr denn je zur
Beachtung kommt.
Es ist eine
schwere und abstoßende Form der Demenz (ähnelt im Verhalten der Betroffenen der
frontotemporalen Demenz) und im wahrsten Sinne hart für alle Angehörigen und ein
Horrorszenario für die Mitmenschen.
Zunehmende
Fälle dieser Demenz lassen aufhorchen.
Dabei fängt
alles "nur" mit übermäßigem Alkoholkonsum über viele Jahre hinweg an.
Gefolgt von Gelbsucht, die meist im Anfangsstadium durch Medikamente bekämpft
werden kann und muss. Die Leber macht dann nach mehreren solchen Attacken
schlapp (alkoholische Leberschädigung und später Leberzirrhose) und kann die
vielen Gifte (wir nehmen auch sonst noch genug andere "Gifte" auf!) im Körper nicht mehr kompensieren,
abbauen. Der Körper wird mit Giften überschwemmt. Die Gifte lagern sich im
ganzen Körper und auch im Gehirn ab. Der Betroffene erleidet eine massive
Schädigung des Gehirns. Gabe von Laktulose hilft, die Gifte unangetastet aus
dem Körper zu entfernen. Aber vermehrte Gabe von Laktulose führt zu Juckreizen
auf der Haut und ist ein Abführmittel.
Durch die
Nahrung aufgenommenes Vitamin K und B1 werden schlecht oder gar nicht mehr
verarbeitet und es treten Vitamin-K-Mangel Erscheinungen ( Blutgerinnungsstörung) und Vitamin-B1-Mangelerscheinung ( Nervenvitamin) auf. Die
Blutgerinnung (meist unförmige dunkelrote bis braune Flecken unter der Haut)
ist gestört und kleinste Verletzungen oder Druckstellen lösen Blutungen aus.
Juckreize treten auf und schon blutet der Betroffene an diesen Stellen immer wieder.
Alles geht dann noch einher mit einer Polyneuropathie (Nervenstörung an der
Hautoberfläche).
Es ist ein
Teufelskreis von Symptomen und deren Bekämpfung. Manchmal gelingt es, die Leber
teilweise zu "retten" und die Funktion aufrechtzuerhalten. Aber
selbst dann steht der Betroffene oft kurz vor dem Abgrund und es ist eine
absolute Abstinenz in puncto Alkohol erforderlich. Auch angepriesene
alkoholfreie Biere, Sekt und Weine sind mit Vorsicht zu betrachten, denn auch
dort gibt es noch geringfügige "Prozente" und lassen das Bedürfnis
auf mehr und hochprozentigen Alkohol wieder steigen.
Aber wir
dürfen die Betroffenen und ihre Angehörigen nicht verurteilen. Meist sind es
Lebensumstände, die zu übermäßigem Alkoholkonsum führen. Zu jedem Betroffenen
gehört auch eine Lebensgeschichte, die anhörenswert ist, auch wenn die Demenz bereits
vorangeschritten ist. Wir sollten auch diese Menschen nicht von uns stoßen,
sondern als Mitmenschen sehen, sowohl in der in der Familie, in der
Nachbarschaft als auch in den Pflegeheimen. Spezielle Pflegeheime für
Korsakow-Betroffene sind rar. Aber einen Lichtblick habe ich trotzdem entdeckt.
Mir ist ein Pflegeheim bekannt, das diesbezüglich an einem Projekt arbeitet. Es gibt eine Station innerhalb des Heimes mit speziellen
Angeboten und spezieller Betreuung.
Noch einige
Gedanke: Es ist natürlich peinlich, einen solchen Alkoholkranken und dann auch
noch mit "Korsakow" zu haben. Warum eigentlich? Wir tabuisieren,
tolerieren und belächeln Menschen mit zu viel Alkoholkonsum oder zeigen ganz
unvermittelt mit dem Finger auf sie. Derjenige ist eben alkoholkrank (!!!) und
weiter geht's... Es ist halt eben so... Wirklich? Machen wir uns doch nichts
vor, Alkohol ist eine Droge und ein Gift für den menschlichen Körper. Warum
trinken Menschen dann zu viel davon? Er ist doch nicht gesund! Ist Eierlikör
wirklich ein "Genussmittel", weil er im Schoko-Waffel-Becher serviert
wird? Vielleicht sollte auf jeder Flasche mit alkoholischem Inhalt auch ähnlich
wie bei den Zigaretten, ein Vermerk stehen, dass "übermäßiger Konsum der
Gesundheit schadet" versehen mit einem Internet-Link oder einer APP zu den
Folgen?
Weiß
wirklich jeder, wann seine Grenzen überschritten sind, auch gesundheitlich?
Wächst die Leber tatsächlich mit ihren Aufgaben? Irgendwann schafft sie es dann
doch nicht mehr und macht schlapp… Zu viel ist eben zu viel!
Gut - jeder darf und muss auch selbst auf sich
aufpassen... Wir sind ja alle schon groß, erwachsen und jenseits der 18 Lenze. Es
ist übrigens auch nie zu spät, sich Hilfe zu holen z.B. in Selbsthilfegruppen,
Gesprächskreisen, Ärzten und Therapeuten. Darüber selbst sprechen wollen und
können ist ein guter Ansatz. Abgesehen davon, das Zeug einfach in das
nächstgelegene Ausgussbecken wegzuschütten oder gar nicht erst zu kaufen. Wir
haben, jeder von uns nur ein einziges Leben – eine einzigartige Lebens-Chance
auf dieser Welt…
Und zu
Allerletzt eine Frage an alle, die zu oft "zu tief in Glas schauen":
Wollt Ihr das Alles Euren Angehörigen und Euch wirklich antun?
Das alles
ist keine wissenschaftliche Abhandlung und basiert auf Erfahrungswerten von
Angehörigen. Daher bitte ich eventuelle wissenschaftliche Unstimmigkeiten zu
entschuldigen.
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petrakoczan