Dienstag, 11. März 2014

Empathische Fähigkeiten gewünscht ...

...  Empathie  haben oder nicht?

Sie, die Empathie, ist ein überaus wichtiges Mittel für die Kommunikation schlechthin. Diese Fähigkeit der non-verbalen Gesprächsführung macht es Angehörigen leichter, den Erkrankten zu leiten und durch sein "neues" Leben zu führen. Natürlich ist das für alle Beteiligten eine echte Herausforderung - Mitfühlen und Nachempfinden, Verstehen und Akzeptanz - alles neben der Pflege und der Betreuung. Es ist der Schlüssel zum Menschen und nicht nur zum Demenzkranken. Ich erlebe es tagtäglich, dieses Sich-in Andere-Hineinversetzen. Es ist einfach genial, festzustellen, wie die Personen darauf reagieren. Sie reagieren gut, also positiv. Manchmal klappt es nicht, oder nicht gleich - Geduld ist ebenso gefragt. Warum hat denn Frau X. Angst, sieht auch noch ganz ängstlich drein und äußert das im weinerlichen Ton? Warum schreit Frau Y., so daß man zuerst denkt, daß sie Schmerzen hat? Warum reagiert nur Frau Z. meist unwirsch und abweisend, ist selten freundlich? Wieso ist Frau A. aggressiv, fordernd und läßt sich nicht leiten oder überzeugen, dies oder das zu tun oder auch nicht zu tun? Warum hat Herr B. Angst um seine Schuhe, trägt sie wiederkehrend in das Nachbarzimmer und behauptet es wäre der Keller? Desweiteren dekorieren manche Damen ihre Teller einfach um und stapeln die fertigen Brotviertel und den Belag kunstvoll übereinander, der Käse landet dann auch mal im Tee und der Salat im Saftglas. Manches mutet zuerst lustig an - ist es aber garnicht! 
Was, zum Henker, ist da schiefgelaufen? Was ist zu tun? Ordentlich im Befehlston zurechtweisen, daß man so etwas eben nicht macht, eine richtige "Ansage" machen gegenüber dem Kranken? Kann man durchaus ... hilft aber nicht oder nur kurzzeitig. Die kranken Menschen fühlen sich unverstanden, denn sie haben aus ihrer eigenen Sicht nichts Schlimmes getan, ja, in ihrer Welt ist das so völlig in Ordnung. Dieses Sich-in Andere-Hineinversetzen öffnet die Tür zum Erkrankten. Sich immer wieder fragen: Warum macht das derjenige so, warum verhält er sich so? Und wie komme ich an diese Informationen, die ich in dem Augenblick brauche? Hilfe gibt es da durch die sogenannte Biographiearbeit (sich das Leben/die Biographie des Erkrankten erstmal genauer ansehen und überlegen, wo er sich denn gerade befinden könnte ...), sich die Umgebung anschauen in der er sich befindet, Lichtverhältnisse prüfen, körperliches Wohlbefinden checken - wer sitzt schon gern nur im Pflegerollstuhl an ein und der selben Stelle im Raum und guckt zudem noch an eine Wand? Viellecht hilft tagsüber ein Platzwechsel, wo die Person einfach alles, was los ist, miterleben kann? Vielleicht kann sie noch gut und schön singen. Na, los doch! Oder Vorlesen? Was hindert uns daran, sie, die Person, für andere etwas vorlesen zu lassen? Eigentlich gibt es hundert verschiedene Möglichkeiten bei hundert Personen. Manchmal ist der Moment ausschlaggebend, ein anderes Mal sein Leben, seine Fähigleiten, Gewohnheiten und Fertigkeiten.
Auch Traurigkeit kann man zulassen, das Leben ist nicht nur lustig. Weinen? Warum nicht?
Angst haben? Auch ein menschliches Gefühl, zulassen ist erwünscht. Oder mögen Sie sich Ihre Angst verbieten lassen? Da bekommt man ja Angst vor der Angst, Angst zu bekommen ...
So oder ähnlich ist Empathie zu verstehen. Oder anders -  so verstehe ich das.
Und Sie, als Angehöriger oder Pflegepersonal oder Nachbar? Sind Sie zugänglich für die Gefühle, das Leben und die Umgebung demenzkranker Personen. Empathie ist kein Zauber, kein Hokuspokus und auch keine Vision aus der Zukunft. Hier und heute Gefühle zulassen. Das ist nicht schwer und kann fast jeder. Die Erkrankten belohnen uns mit Zuneigung, schöpferischer Energie, ungeahnten positiven Aktivitäten, Vertrauen, einem Lächeln oder ein paar netten verdrehten Worten. Das kommt sofort beim Gegenüber positiv an, wird aufgenommen, zurückgegeben, weitergegeben und kann Situationen enorm entspannen ...

nachempfunden by petrakoczan (copyright)